Baldrian
Unbestritten sind die beruhigenden und einschlaffördernden Wirkungen, die wahrscheinlich das Ergebnis des Zusammenspiels der einzelnen Inhaltsstoffe und deren bei der Zubereitung entstehenden Abbauprodukte sind. In Studien wurde eine Verkürzung der Einschlafzeit, eine Verminderung der Häufigkeit des nächtlichen Erwachens und insbesondere eine Verbesserung der Schlafqualität beobachtet. Diskutiert werden synergistische Wirkungen auf zentralnervöse Neurotransmittersysteme sowie GABA-, Serotonin- und Adenosinrezeptoren. Die Wirkung bei nervösen Magenbeschwerden ist nicht belegt.
Valepotriate weisen aufgrund ihrer Epoxidstruktur eine hohe Reaktionsfähigkeit auf. Sie gelten daher als potentiell kanzerogen. In wässrigen oder wässrig-alkoholischen Auszügen sind diese Verbindungen jedoch praktisch nicht mehr vorhanden, so dass eine Gefährdung ausgeschlossen werden kann. (Valepotriatreiche Baldrianextrakte wurden aus dem Mexikanischen (V. edulis) oder dem Indischen Baldrian (V. walichii) gewonnen und sind in Deutschland nicht mehr üblich. Dies gilt auch für Zubereitungen aus der Kessowurzel, der Wurzel aus dem Japanischen Baldrian (V. jatamansi).)
Bei nervös bedingten Unruhezuständen wird Baldrianwurzel über den Tag verteilt genommen, bei Schlafstörungen eine halbe bis zwei Stunden abends vor dem Schlafengehen. Baldrianwurzel kann auch mit anderen beruhigend wirkenden Heilpflanzen, wie Melisse und Passionsblume kombiniert werden.
Bäder mit Baldrianwurzel oder Baldrianöl werden zur unterstützenden Behandlung nervöser Unruhezustände und Schlafstörungen verwendet. Eine Wirksamkeit ist wissenschaftlich nicht belegt, aber volksheilkundlich durchaus üblich.
Baldrian ist auch bekannt als Balderbracken, Bullerjan, Katzenkraut und Stinkbaldes.
Die in formenreichen Kleinarten vorkommende Staude erreicht eine Höhe von 50 bis 150 cm. Der runde, hohle Stängel ist meist nur in der oberen Hälfte verzweigt und trägt hellrosa bis weiße, in rispigen Trugdolden angeordneten Blüten. Die Blätter sind fiederschnittig oder gefiedert. Die frischen Blüten besitzen einen angenehmen Duft, erst beim Trocknen entsteht der charakteristische Baldriangeruch. Katzen aber auch Ratten fühlen sich davon sehr angezogen. Medizinisch verwendet werden die unterirdischen Pflanzenteile.
Heimisch in Europa und Asien. Im nordöstlichen Amerika wird die Droge mittlerweile auch kultiviert. Die Droge stammt aus Kulturen in England, Osteuropa, Belgien und teilweise aus Deutschland.
Anwendungsdauer: Die Einschlafförderung tritt allmählich ein und ist nach 5 bis 14 Tagen ausgeprägt. Die langfristige Anwendung ist deshalb sinnvoll. Im Gegensatz zu synthetischen Schlafmitteln besitzt Baldrian weder Sucht- noch Abhängigkeitspotential. Volksheilkundlich üblich sind Baldriantee und Baldriantropfen.