Am Ende des Zweiten Weltkrieges war in München rund die Hälfte der gesamten Stadtfläche zerstört, die Altstadt lag zu 90 Prozent in Trümmern. Auch Salus blieb nicht verschont. Dutzende Bombardierungen beeinträchtigten die Produktion. „Aber es blieb ein Stück stehen, mit dem wir nach dem Krieg wieder anfangen konnten“, erinnert sich Otto Greither, der älteste Sohn von Firmengründer Dr. med. Otto Greither.
Er kümmerte sich darum, dass die Teeproduktion wieder lief. Nach und nach gelang es in der Fabrik in der Schönstraße 10 wieder Raum für eine Mischmöglichkeit zu schaffen. „Und so haben wir dann einfach mal angefangen, Tees zu machen“, erzählt Greither, der für seine Produkte keine Werbung machen musste: „Die Kunden haben uns alles, was wir produziert haben, aus der Hand gerissen.“
Schwieriger als der Verkauf war die Produktion. Um auch im Winter Tee herstellen zu können, benötigte er Brennholz und Streichhölzer, die er wie viele andere Dinge des täglichen Lebens nur gegen „Kompensation“ bekam. Es blühte der Tauschhandel. „Heute kann sich kein Mensch mehr vorstellen wie schwierig es war, einen Sack Zement zu bekommen“, sagt Greither. Denn Zement war nötig, um die Gebäude auf dem Betriebsgelände wieder herzurichten. Über „Vermittler“ konnte er beispielsweise 100 Päckchen Tee gegen einen Sack Zement eintauschen.
Mit 20 Jahren Geschäftsführer
Otto Greither hatte nach dem Tod seiner Eltern mit nur 20 Jahren die Rolle des Familienvorstands übernommen – für seinen Bruder Hans, aber auch für seine Freunde. Die Mitarbeitenden von Salus wurden für den Vollwaisen zu einem Familienersatz. „Es war selbstverständlich, dass man schaut, dass jeder von ihnen etwas zu essen hatte. Ich hätte nie ein Brot alleine gegessen, wenn einer daneben sitzt, der Hunger hat“, sagt Greither. Den Passus „Eigentum verpflichtet“ in der Bayerischen Verfassung machte er zur Richtlinie seines Handelns.
Im Alter von 20 Jahren galt Greither damals noch nicht als erwachsen, denn die Volljährigkeit erreichte man erst mit 21. Er war daher nicht befugt, die Firma zu leiten. Ein Notar bestätigte ihm aber, dass er aufgrund seiner unternehmerischen Erfahrungen durchaus als volljährig angesehen werden konnte, sodass er als Geschäftsführer von Salus eingetragen werden konnte.
Nach dem ersten Jahr des Wiederaufbaus konnte das Unternehmen schon wieder produzieren - es ging bergauf. Immer mehr Mitarbeitende kehrten aus dem Krieg heim. Alle brauchten Arbeit, wollten wieder mitmachen. Salus beschäftigte damals bereits 20 Mitarbeitende. Die Erfahrungen und Lebensweisheiten aus dieser Notzeit nach dem Krieg prägten die Philosophie von Otto Greither und sind bis heute Grundlage der Unternehmenskultur von Salus.