Bitterstoffe
Bitterstoffe

„Das ist bitter“: ein altes Warnsignal

Bitterstoffe kommen überwiegend im Pflanzenreich vor. Sie bilden chemisch keine einheitliche Stoffklasse1-2. Ihre Gemeinsamkeit besteht darin, dass wir sie als „bitter“ schmecken. 25 verschiedene Bittergeschmacksrezeptoren3 auf der Zunge ermöglichen uns zehntausende Bitterstoffe wahrzunehmen und das extrem empfindlich, denn bitter ist auch ein Warnsignal. Viele Giftstoffe, darunter pflanzliche Alkaloide, schmecken bitter und auch Verdorbenes. Die Skepsis gegenüber Bitterem ist entsprechend tief in unseren Genen verankert und der Geschmack emotional so stark belegt, dass er den Sprung in die Sprache geschafft hat: Wir sind „bitter enttäuscht“ und „verbittert“.

Wohltuend für Appetit und Verdauung

Unsere natürliche Nahrung umfasst aber auch eine Vielzahl bitterstoffhaltiger Kräuter, Wurzel- und Blattgemüse, die als genießbare, milde Varianten eine wertvolle Verdauungshilfe bieten. Prominente Vertreter sind Artischocken, Chicorée, Enzianwurzel, Rucola oder auch Kaffee. Ihre Bitterstoffe stimulieren über die Geschmacksknospen am Zungengrund reflektorisch die Produktion von Verdauungssäften1,3,4,5.

Pflanzliche Bitterstoffe

  • regen die Produktion von Speichel, von saurem Magensaft, Verdauungsenzymen und fettverdauender Galle an.
  • machen das Essen bekömmlicher.
  • helfen die Nahrung besser zu verwerten.
  • fördern das Sättigungsgefühl.
  • helfen Verdauungsbeschwerden, wie Blähungen, Magendruck, Sodbrennen, Völlegefühl, Krämpfe oder Übelkeit zu harmonisieren.

Weniger Heißhungerattacken und Lust auf Süßes

Bitterstoffe wirken sich auch positiv auf unser Essverhalten aus. Der angeregte Fluss der Verdauungssäfte lässt das Sättigungsgefühl schneller eintreten und zügelt übertriebenen Heißhunger, besonders den auf Süßes6. Auch das blutzuckersenkende Hormon Insulin wird unter einer bitterstoffhaltigen Kost verstärkt gebildet. Die „Bittere-Versuchung“ lohnt sich also auch zur Vorbeugung von Übergewicht und Zivilisationsleiden, wie der Zuckerkrankheit Diabetes mellitus, durch Fehlernährung.

Die Akzeptanz ist gesunken

Unsere Großeltern hatten noch deutlich mehr Bitteres auf dem Teller: Endiviensalat, Chicorée und Bitter Lemon durften bei keinem Buffet fehlen. Doch immer weniger teilen die gesunde Vorliebe, denn die Lebensmittelindustrie hat Gemüse mit vielen Bitterstoffen zugunsten der Akzeptanz bitterstoffarm oder sogar bitterstofffrei gezüchtet5. Das ist sanfter auf der Zunge. Ergänzt durch das übertriebene Angebot an milden Weißmehlprodukten, Zucker und gefälligen Aromen wurde unser Geschmackssinn so einer Art „Gehirnwäsche“ unterzogen. Unsere Reizschwelle für bitter ist gesunken und damit die Ablehnung gestiegen. Wir sind auf mild und süß geeicht. Wer kein besonderer Liebhaber bitterer Gemüse ist, kommt nur noch schwer in den Genuss der gesundheitlichen Vorteile der „bitteren Medizin“.

Das „Verschwinden“ der Bitterstoffe aus unserer Nahrung bleibt nicht ohne Folgen. Es begünstigt Magen-Darm-Beschwerden, die unser Wohlgefühl beeinträchtigen und das Immunsystem schwächen, das zu 80 Prozent am Darm angesiedelt ist.

Bitterstoffe gezielt einbringen – der Gesundheit zuliebe

Der Fluss an Verdauungssäften hatte schon immer viele Gründe aus dem Lot zu geraten. Hektik, Kummer und Ängste „schlagen uns auf den Magen“. Uns „bleibt die Spucke weg” vor Empörung. Wir „werden sauer“ vor Ärger oder Bewegungsmangel macht unseren Darm träge.

Zur Harmonisierung von Magen-Darm-Beschwerden werden seit vielen Jahrhunderten pflanzliche Bittermittel, sogenannte „Amara“, eingesetzt. Als Tropfen, Teeaufguss, Kräuterbitter oder Naturreiner Heilpflanzensaft liefern sie die tägliche Portion Bitterstoffe und helfen bei akuten Beschwerden.

Bitterstoffe lassen sich in vier große Gruppen unterteilen:

  1. „Amara pura“ enthalten vorwiegend Bitterstoffe. Sie werden auch als "Amara tonica" bezeichnet, da die entaltenen Bitterstoffe tonisch (stärkend) wirken. Sie regen die Produktion von Verdauungssäften an und verbessern somit die Verträglichkeit der Mahlzeiten (z.B. Gelber Enzian).
  2. „Amara aromatica“ enthalten Bitterstoffe und ätherische Öle. Die ätherischen Öle wirken ergänzend krampflösend sowie entzündungshemmend und werden daher gerne vorbeugend oder unterstützend bei Verdauungsbeschwerden wie Magendruck, Blähungen und Übelkeit eingesetzt (z.B. Wermutkraut).
  3. „Amara acria“ enthalten Bitterstoffe und Scharfstoffe. Sie zeichnen sich somit durch einen besondere Schärfe aus. Hierzu zählen Gewürze, wie Ingwer und Galgant.
  4. „Amara mucilaginosa“ enthalten neben Bitterstoffe auch Schleimstoffe. Diese legen sich schützend über die Schleimhäute (z.B. Isländisch Moos).

Literatur

Franz G und Koehler H. Bitterstoffe. Drogen und Naturstoffe. Springer (2020). 219-240.
Benedek B. Pflanzliche Wirkstoffe, 2. Teil. DAZ (2011). 46 (UniDAZ)
Meyerhof W, Batram C, Kuhn C et al.  The Molecular Receptive Ranges of Human TAS2R Bitter Taste Receptors. Chemical Senses (2010). 35 (2): 157–170
Bone K. Herbs for Digestion. Accupuncture today (2017). 714-230-3150
Siedentopp U. Bitter – mehr als ein Geschmack. DZA (2016). 59: 41-44
Lvovskaya S, Smith DP. A spoonful of bitter helps the sugar-response go down. Neuron (2013).  21; 79(4): 10

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