In den kelchartig gewölbten Blättern des bodendeckenden Frauenmantels sammeln sich, vom Rand her in den Morgenstunden gold-schimmernde Tropfen. Damit experimentierten Druiden der Kelten und Alchemisten des Mittelalters. Sie glaubten sich dem Geheimnis der Goldherstellung auf der Spur und sammelten die Tropfen für rituelle Waschungen. Das gab dem Kraut den Namen „Alchemilla“ (kleine Alchemistin). Was so bizarr im Frühnebel funkelt, sind aber leider nur Wassertropfen, die die Pflanze morgens, gegen die Luftfeuchtigkeit, aktiv aus ihren Blatträndern presst (Guttation).
Auch wenn sie Studienlage zur Wirksamkeit gegen Frauenleiden dünn ist, vertrauen heute noch viele Frauen auf das alte Heilkraut, insbesondere bei Menstruationsbeschwerden. Das Vorurteil, dass es nur Frauen hilft, ist dabei längst überholt. Zu den wirksamen Inhaltsstoffen gehörten zusammenziehende (adstringierende) Gerbstoffe (Ellagitannine) und antioxidative Flavonoide und die sind vielfältig einsetzbar. Sie helfen Wunden zu schließen, Schleimhäute gegen Bakterien und Viren zu stabilisieren und Entzündungen einzudämmen. Die Stoffe verändern die Struktur von Eiweißen, wodurch sich die oberen Gewebsschichten zusammenziehen und festigen. Das schwächt auch Nervensignale, was Schmerzen und Juckreiz mildert. Aufgüsse aus Frauenmantelkraut können, z.B. als Magen-Darm-Mittel bei leichten Durchfallerkrankungen oder zum Gurgeln bei Entzündungen im Mund- und Rachenbereich helfen. Äußerlich wird es traditionell z.B. gegen Ekzeme und Ausschläge eingesetzt und als Sitzbad bei Unterleibsbeschwerden.